Moers, Walter: Weihnachten auf der Lindwurmfeste

Was zur Hölle war das?! Nein, im Ernst, ich bin eigentlich ein ziemlicher Fan von Moers. Oder ich war es zumindest lange Zeit. Denn in den letzten Jahren gab es da ja nicht allzu viel Großartiges. Und jetzt das hier.

Was zur Hölle war das?! Nein, im Ernst, ich bin eigentlich ein ziemlicher Fan von Moers. Oder ich war es zumindest lange Zeit. Denn in den letzten Jahren gab es da ja nicht allzu viel Großartiges. „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ war nun wirklich kein Highlight und „Prinzessin Insomnia“ war zwar ganz gut, mehr aber auch nicht. Ja, die Graphic Novels zu „Die Stadt der träumenden Bücher“ waren cool, aber im Grunde ja nichts Neues. Und jetzt das hier. „Weihnachten auf der Lindwurmfeste“. Das Weihnachtsbuch über ein zamonisches Fest, das absolut nicht Weihnachten ist, irgendwie aber doch nur halt in doof.

Doof ist im Grunde auch das Buch. Ich weiß wirklich nicht, als was ich ds Ding beschreiben soll, außer Geldmache? Ernsthaft, „Weihnachten auf der Lindwurmfeste“ hat 112 Seiten und quasi 0 Inhalt. Das merkt man schon beim Durchblättern, wenn man sich einmal anschaut, was genau diese 112 Seiten eigentlich enthalten:

Seite 6 – 15Infos zu Charakteren und Schauplätzen
Seite 17Vorwort des ‚Übersetzers‘ Walter Moers
Seite 19 – 70Mythenmetz‘ Brief über Hamoulimepp
Seite 71 – 103Taxonomische Tafeln
Seite 105 – 112Leseprobe zu „Der Bücherdrache“

Also der Reihe nach: Braucht man ca. eine viertel Seite Info zu Hildegunst von Mythenmetz oder Lindwürmern? Nicht wirklich. Zum Empfänger von Mythenmatz‘ Weihnachts-Rant? Vielleicht. Aber eben nicht mehr als einen Abschnitt. Warum also sind dafür 10 Seiten draufgegangen? Gleiches gilt für Moers‘ Vorwort, aber das gehört ja irgendwie schon dazu. Trotzdem sind damit – und mit Blankoseiten – die ersten 18 der 112 Seiten weg.

Dann ist da der Brief. Keine Story, oh nein, ein Brief. 52 Seiten über „Weihnachten auf der Lindwurmfeste oder: Warum ich Hamoulimepp hasse“. Und genau das ist es auch. Etwas mehr als fünfzig Seiten, nicht mal die Hälfte des Büchleins und doch der Hauptinhalt. Gejammer darüber, warum Weihnachten, sorry, Hamoulimepp doof ist. Und das nicht mal als Geschichte, sondern nur eine Aneinanderreihung von Fakten rund ums Fest. Und es gibt nicht mal wesentlich mehr Info als schon im Klappentext steht.

Und dann … öhm ja. Dann ist da halt noch mehr Inhalt, der keiner ist. Ich habe keine Ahnung, was die Taxonomischen Tafeln sollen und wer braucht acht Seiten Leseprobe in einem Buch, das kaum mehr als hundert Seiten hat? Ich finde Leseproben in Büchern sowieso ein absolutes Unding, aber hier geht es gar nicht. 

Dazu kommen dann noch die Illustrationen von Lydia Rode. Ja, dass das Buch komplett in Farbe ist, ist gerade für ein Geschenkbuch wie dieses sehr nett, aber außerhalb der 52 Seiten mit dem Brief ist quasi jede zweite Seite ganzseitig illustriert. Also noch weniger Inhalt. Und ich mag den Stil der Illustrationen auch einfach nicht wirklich. Ja, für „Prinzessin Insomnia“ waren die bunten Aquarelle toll, aber hier sind sie eher meh und vor allem viel zu viel, viel zu ähnlich, viel zu … ach, ich weiß auch nicht.

Alles in allem fällt mir zu Walter Moers‘ „Weihnachten auf der Lindwurmfeste“ eigentlich nur ein Wort ein: Unverschämt. Das Buch hat keine Story, keinen wirklichen Inhalt, keine Kreativität, nichts, was es irgendwie relevant macht für irgendwen, außer vielleicht den hartgesottensten Moers-Sammlern. Ernsthaft, wer darüber nachdenkt, sich das Buch zu kaufen: Lasst es! 


Für Fans von…

  • Zamonien (nicht wirklich)
  • Weihnachtszeug, das Anti-Weihnachten ist
  • ????

Was andere Blogger sagen:

Habt ihr das Buch gelesen und rezensiert? Dann lasst mir doch einen Kommentar da und ich verlinke eure Rezension hier ?

6 Kommentare

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Puh, vernichtendes Fazit… Ich hatte bisher nur kurz im Buchhandel reingesehen und war ein wenig enttäuscht, dass es wieder Illustrationen von Lydia Rode sind. Nichts gegen ihre Illustrationen an sich! Mir gefällt ihr Stil und die Farben grundsätzlich gut. Und bei „Prinzessin Insomnia“ war es einfach passend, weil auch die Geschichte ein gemeinsames Werk war. Aber wenn ich einen Moers lesen möchte, dann suche / möchte ich auch seine Illustrationen. Seine Art zu zeichnen passt einfach perfekt zur zamonischen Welt und dem Ton der Erzählungen/von Mythenmetz. Aquarelle finde ich für Mythenmetz teils bissigen Stil zu „weichgespült“.

Dass hier keine wirkliche Geschichte enthalten ist, wusste ich noch gar nicht und enttäuscht mich jetzt zusätzlich. Dann doch lieber warten auf den Abschluss der Buchhaim-Trilogie (und/oder hoffen, dass „Der Bücherdrache“ gut wird).

Ja, genau, in Prinzessin Insomnia fand ich Rodes Illustrationen auch top, aber sie sind halt nicht das, was ich mit Zamonienromanen verbinde. Rodes Stil passte zum Träumerischen von Insomnia aus dem gleichen Grund, aus dem es zum Rest der Bücher nicht wirklich passt, dieses Weichgespülte, wie du es nennst. Und gerade hier fällt halt auch sehr auf, dass viele ihrer ganzseitigen Illustrationen eigentlich nur Wiederholungen ein und desselben Motivs mit kleinen Abänderungen sind. Wenn jede zweite Seite illustriert ist, wird das leider schnell langweilig.

Ich hoffe ja sehr, dass die Zamonien-Romane mit dem Bücherdrachen wieder zu alter Qualität zurückkehren, bin da aber ähnlich skeptisch wie in der Hoffnung, dass das Schloss der träumenden Bücher in näherer Zukunft noch erscheint.

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