Back to Wonderland – Seanan McGuires Wayward Children in deutscher Übersetzung plus ein vierter Band!

Heute gibt es mal eine etwas andere Rezension! Denn im Mittelpunkt steht heute ein Buch, das ich eigentlich schon einmal besprochen habe: „Der Atem einer anderen Welt“, die deutsche Übersetzung der ersten drei „Wayward Children“ Novellen von Seanan McGuire.

Heute gibt es mal eine etwas andere Rezension! Denn im Mittelpunkt steht heute ein Buch, das ich eigentlich schon einmal besprochen habe: Mit „Der Atem einer anderen Welt“ ist im Fischer TOR Verlag die deutsche Übersetzung der ersten drei „Wayward Children“ Novellen von Seanan McGuire erschienen. In einem dicken Hardcover vereint erwarten die Leser’innen da „Every Heart a Doorway“, „Down Among the Sticks and Bones“ und „Beneath the Sugar Sky“. Alle drei Novellen habe ich bereits in einem früheren Beitrag hier auf dem Blog rezensiert. Den Beitrag habe ich euch hier verlinkt, denn das erscheint mir sinnvoller, als einfach nochmal den gleichen Kram zu erzählen.

Stattdessen soll es in diesem Beitrag vor allem eben um die Übersetzung von Ilse Layer gehen. Dabei werde ich natürlich auch nochmal auf den Inhalt eingehen, aber eine ausführliche inhaltliche Rezension findet ihr eben im ‚alten‘ Post. Dafür gibt es am Ende dieses Beitrags auch noch eine kurze Meinung zur vierten „Wayward Children“ Novelle!

Der Atem einer anderen Welt

Wayward Children 1 – 3 in deutscher Übersetzung

Ich muss zugeben, ich war sehr, sehr skeptisch, wie gut sich der Stil von Seanan McGuire ins Deutsche übertragen lässt. Gerade ihre „Wayward Children“ Novellen finde ich wunderschön geschrieben und ob dieses irgendwie magische, das ihren Schreibstil für mich auszeichnet, auch im Deutschen funktioniert, war meine größte Frage, als ich „Der Atem einer anderen Welt“ angefangen habe.

Und ich muss sagen, Ilse Layer konnte mich mit ihrer Übersetzung von Seanan McGuires Novellen wirklich positiv überraschen. Zumindest zu 90 %. Klar, hier und da gehen Wortwitze verloren, manche Satzkonstruktionen funktionieren im Deutschen nicht so recht und manchmal geht dadurch der magische Unterton verloren. Allerdings ist sowas halt unvermeidbar und es ist tatsächlich wesentlich besser gemacht, als ich gedacht hätte. Die Sprache ist auch in der deutschen Übersetzung wunderschön und unterstreicht das zauberhafte Element der Geschichten. Und sie schafft es, wie im Original, jeder einzelnen Novelle einen ganz eigenen Ton zu geben, der zur jeweiligen Story und zum Setting (Murder Mystery, Gothic Horror, Einblick in verschiedene Welten) passt.

ABER, und das ist (für mich) ein ziemlich dickes aber, besonders wenn man die ansonsten so hohe Qualität der Übersetzung bedenkt: Die Übersetzungen im Zusammenhang mit Kade, einem der großartigen Charaktere in „Every Heart a Doorway“ / „Der Atem einer anderen Welt“ und „Beneath the Sugar Sky“ / „Süßer Unsinn“ sind meh. Kade ist trans, was gerade im ersten Band eben auch erwähnt wird und dementsprechend in der Übersetzung auftaucht. Und auch wenn ich selbst nicht wahnsinnig in dem Thema drin bin, ist mir der eine oder andere Begriff, der hier verwendet wird, als unglücklich gewählt oder oberflächlich recherchiert aufgefallen. Hier wäre es vielleicht doch sinnvoller gewesen, beim englischen Fachbegriff zu bleiben, besonders da diese mittlerweile auch im Deutschen genutzt werden (und da auch sonst teils englische Begriffe übernommen wurden, wie zum Beispiel mehrere Seiten vorher „work in progress“).

Zusammengefasst lässt sich also sagen: Im Deutschen sind die Geschichten der „Wayward Children“ etwas sperriger als im Original, hier und da gehen ein paar Nuancen verloren und wenn es um Begrifflichkeiten rund um trans issues geht, glänzt die Übersetzung wirklich nicht. Dennoch war ich überrascht davon, wie gut Ilse Layer diese gewisse Magie und die wundervolle Atmosphäre, die der Schreibstil von Seanan McGuire erzeugt, ins Deutsche übertragen konnte. Wenn jetzt in zukünftigen Bänden noch etwas besser mit Begriffen rund um queere Themen umgegangen wird, bin ich wirklich glücklich mit der Übersetzung. Und auch so fand ich „Der Atem einer anderen Welt“ toll und wer die Originale nicht lesen kann oder mag, dem kann ich diesen Sammelband daher nur empfehlen!

In an Absent Dream

Die vierte Wayward Children Novelle

Ich hatte es ja am Anfang schon angekündigt: Neben meiner Meinung zur Übersetzung der ersten drei Novellen, kriegt ihr auch noch meine Meinung zur vierten Novelle, „In an Absent Dream“, die im Januar erschienen ist!

Genau wie „Down Among the Sticks and Bones“ ist es wieder ein Prequel zu „Every Heart a Doorway“ – diesmal geht es allerdings ein Stückchen weiter zurück und Seanan McGuire entführt ihre Leser’innen zum Goblin Market, die Welt, in die Lundy einst geraten ist und die sie letztendlich an Eleanor Wests Schule gebracht hat.

Während „Every Heart a Doorway“ mehr oder weniger ein Murder Mystery war, es in „Down Among the Sticks and Bones“ in eine ‚Frankenstein meets Dracul‘-esque Welt ging und „Beneath the Sugar Sky“ Leser’innen wie Charaktere durch eine Reihe faszinierender Welten an den Rand der Logik geführt hat, geht es in „In an Absent Dream“ um Zuhause, um Entscheidungen und um Fair Value. Was bindet uns an das Zuhause, in das wir geboren wurden und das, was wir für uns selbst schaffen, und wie können wir uns für eins davon entscheiden, wenn die Zeit kommt?

Ich fand diese Novelle so, so großartig. Ich glaube fast, abgesehen von strong personal preferences für Jack und ihre Story, ist das hier mein absoluter Favorit der Reihe. Lundys Geschichte ist fascinating and heartbreaking, die Entscheidungen, mit denen sie konfrontiert wird, so relateable. Wer die ersten „Wayward Children“ Novellen mochte, der wird „In an Absent Dream“ ebenfalls lieben ?


Für Fans von…

  • Geschichten über Kinder, die in andere Welten stolpern
  • Zusammenhängenden Novellen, die trotzdem alle ihre ganz eigene Art haben
  • Super vielfältigen und gut gemachten Charaktere und einem Cast, der durch ganz selbstverständliche Vielfalt glänzt

Was andere Blogger sagen:

Habt ihr das Buch gelesen und rezensiert? Dann lasst mir doch einen Kommentar da und ich verlinke eure Rezension hier ?

6 Kommentare

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Schön zu hören, dass die Übersetzung gar nicht so schlecht geworden ist. Dann kann ich die Ausgabe ja im Zweifelsfall weiterempfehlen. *g*

„In an Absent Dream“ fand ich auch großartig – gerade weil Lundy nicht die Erste aus ihrer Familie war, die eine Tür in diese Welt fand, und weil das zu ganz besonderen Momenten mit ihrer Familie geführt hat. Vor allem aber finde ich es großartig, wie unterschiedlich all die Wayward-Children-Geschichten sind. 🙂

Hallo! Solch einen Beitrag habe ich bis dato noch nicht gelesen! Finde ihn aber super toll, Kompliment an dich! Ich finde es super schwer, ein Buch übersetzen zu müssen und da ist doch 90% eine super Quote! 🙂 Ich verstehe dich aber nur allzu gut manche Wortwitze und Gefühle kann man leider nicht übersetzen. Die Buchreihe kannte ich gar nicht ich werde da Mal genau stöbern! 😀 danke fürs vorstellen!

Huhu!

Bei dem Link von dir beim #bloggernetzwerk muuusste ich vorbeischauen! Liebäugle schon länger mit dem Titel.

Ich kann deinen großen Kritikpunkt absolut nachvollziehen, bin aber auch durch deine positive Überraschung nochmals angezuckert, es lesen zu wollen. Ich wusste gar nicht, dass das Fischer TOR Buch eigentlich drei Novellen enthält und bin nun neugierig, ob sich dies herauslesen lässt! Es rückt nun wieder weiter nach oben in meiner Wunschliste, obwohl deine Kritik dies auch etwas bitteren Beigeschmack vermittelt.

Hab einen mukkeligen Nikolaustag!

Hey ?
Dass es drei Novellen sind, kann man absolut rauslesen, weil die mittlere ein Prequel ist – was beim Lesen etwas seltsam ist, wenn man es nicht erwartet ? Ich bin gespannt, wann es den Weg auf deinen SuB findet und wie es dir gefällt!

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