Vor zehn Jahren hat Peter Pan das Nimmerland verlassen, um erwachsen zu werden. Jetzt ist er zurück, denn das Leben als Wendy Darling war für ihn weiterhin unerträglich und Nimmerland der einzige Ort, an dem er je das sein konnte, was er sein wollte – einst ein Junge, jetzt ein Mann. Nur ist Nimmerland irgendwie nicht mehr der selbe Ort, es hat sich ebenso sehr verändert wie Peter selbst und weder die Verlorenen Jungs noch Peters Erzfeind Kapitän James Hook sind so, wie er sie in Erinnerung hat.
Genau diese Änderung, dieses erwachsene Wunderland hat mich von der ersten Seite an fasziniert. Es ist tatsächlich so, als würde man nach Nimmerland zurückkehren, es aber durch neue Augen sehen. Auch Peter selbst schlägt die Brücke zwischen J.M. Barries Original und Austin Chants Adaption: Man erkennt in ihm den Jungen aus der Vorlage, gleichzeitig ist er aber auch ganz klar Chants eigene Version und die ist überaus faszinierend. Hin und hergerissen zwischen seinen Verpflichtungen gegenüber seiner Familie und dem Wunsch nicht länger als Wendy leben zu müssen.
Die Art, auf die Peter selbst feststellen muss, dass im Nimmerland nicht mehr alles so ist, wie er es in Erinnerung hat, dass auch das Nimmerland irgendwie erwachsen ist, fand ich ausgesprochen gut dargestellt und den Input, der dazu nachher noch von Captain Hook kommt, fand ich faszinierend. James war mir übrigens wesentlich sympathischer als Peter, der selbst herzlich wenig sympathisch aber ausgesprochen faszinierend ist. Mein einziges Problem mit der Geschichte: Sie ist zu kurz! Man hätte so viel klarere Einblicke in das Innenleben von Peter bieten können und vor allem mehr Abschnitte aus James Sicht – davon gab es für meinen Geschmack wirklich zu wenig.
Austin Chants „Peter Darling“ ist keine Adaption in dem Sinne sondern viel mehr eine Fortsetzung von „Peter Pan“ und eine ausgesprochen gelungene noch dazu. Nicht nur die queeren Themen der Geschichte, der trans* Protagonist und die m/m Liebesgeschichte haben mich angesprochen, auch sonst ist das Buch meiner Meinung nach einfach toll. Die Art, auf die Unterschiede zwischen kindlicher Fantasie und erwachsener Wahrnehmung dargestellt werden, fand ich klasse, aus kindlichen Spielen wird Ernst und der Held lässt sich nicht immer vom Bösewicht unterschieden. Von mir gibt es dafür auf jeden Fall eine ganz dicke Empfehlung!
Für Fans von…
- Peter Pan
- queerer Fantasy
- Geschichten, in denen die Grenzen zwischen Schwarz und Weiß verschwimmen
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