Higher, further, faster – Marvel: Powers of a Girl

Es gibt so viele coole Biographie-Sammlungen zu tollen Frauen der Geschichte. Und ein paar zu großartigen fiktiven Frauen, wie z.B. „Doctor Who: The Women Who Lived“ und eben „Marvel: Powers of a Girl“.

Es gibt so viele coole Biographie-Sammlungen zu tollen Frauen der Geschichte. Und ein paar zu großartigen fiktiven Frauen, wie z.B. „Doctor Who: The Women Who Lived“ und eben „Marvel: Powers of a Girl„. Untermalt mit wunderschönen Illustrationen von Alice X. Zhang stellt Lorraine Cink hier 65 Heldinnen aus dem Marvel Universum vor.

Bevor ich euch mehr zum Buch erzähle, aber noch ein allgemeiner Hinweis: In diesem Buch geht es um die Mädchen und Frauen aus dem Marvel (Comic Book) Universe, nicht dem Marvel Cinematic Universe! Ja, manche der Ladies, inklusive der meisten auf dem Cover abgebildeten Damen, tauchen auch im MCU auf. Aber Film Origin Stories weichen bei den meisten doch stark von den ursprünglichen Comics ab – und in diesem Buch geht es eben um letztere.

Das ist auch einer von drei Punkten, die mich etwas gestört haben: Warum nicht zumindest ein paar kurze Worte zum Schicksal der einzelnen Heldinnen im MCU verlieren? Gerade diese Unterschiede sind schließlich total interessant, besonders da das Buch so zeitnah zum Captain Marvel Film erschienen ist und sich sicherlich auch an Leute richtet, die darüber erst Interesse für Marvel und seine Heldinnen entwickelt haben.

Kommen wir zu Punkt Nr. 2! Dieses Buch enthält keine der Frauen aus X-Men. Warum? Ich weiß es nicht. Würde sich das Buch aufs MCU beziehen, wäre das nicht weiter verwunderlich. Aber in den Comics ist das ganze immerhin ein riesiger großer Mischmasch, warum also fehlen hier Ladies wie Mystique oder Jean Grey? Licencing issues für alles außerhalb der Comics? Marvel Press ist ein Imprint der Disney Book Group – was jetzt soweit erstmal nicht verwunderlich ist, immerhin gehört Marvel seit einer Weile Disney, aber möglicherweise ist das der Grund? Oder die Damen waren einfach nicht interessant genug? Das kann ich mir ehrlich gesagt kaum vorstellen.

Und dann ist da noch der dritte Punkt, der mich gestört hat: Wo ist die Queerness? Denn, auch wenn das MCU es definitiv nicht vermuten lässt (was an sich schon hochproblematisch ist), Marvel hat tatsächlich einige queere Charaktere in seinen Comics. Ein paar davon, z.B. America Chavez, Valkyrie, Okoye, tauchen auch in diesem Buch auf. Aber abgesehen von einer honorable mention für Americas on-again-off-again gf Lisa Halloran ist von ihrer Queerness wenig zu sehen. Und das ist wirklich eine Schande.

Trotzdem: Ich mag „Marvel: Powers of a Girl“ sehr! Trotz seiner Schwächen konnte mich der Inhalt überzeugen, denn Lorraine Cink hat eine ziemlich coole Auswahl an Heldinnen getroffen und – sieht man mal von der vernachlässigten Sache mit der Queerness ab – auch eine sehr repräsentative. Das Buch enthält Portraits zu vielen WoC – wie beispielsweise der bereits erwähnten Latina America Chavez, Korean-American Silk oder Black girl genius Moon Girl -, zu Mädchen und Frauen allen Alters und aus allen Schichten der Gesellschaft.

Dazu kommt die Art, wie die Infos zu den einzelnen Ladies präsentiert werden: Der Ton des Buchs ist so ziemlich im Plauderton gehalten, was u.a. durch Kommentare von Gwenpool unterstützt wird, aber auch sonst … Ich schätze, das Buch richtet sich vornehmlich an Teenager, von einigen Formulierungen her würde ich vielleicht sogar zu älteren Kids als Zielgruppe tendieren und das merkt man eben teils auch an der Wortwahl. Mich persönlich hat das nicht gestört (ich mag aber auch Gwenpool sehr), ich kann aber verstehen, dass es manchen vielleicht zu gezwungen teeny-mäßig ist.

Zwischen ausführlichen, mehrseitigen Biographien, in denen die Hintergründe der Figuren ziemlich gut zusammengefasst werden – was bei den teils wahnsinnig chaotischen Comic Origin Stories gar nicht so einfach ist -, gibt es immer wieder Doppelseiten, auf denen zu einem Thema mehrere Ladies vorgestellt werden. Das macht die Sache abwechslungsreich und da neben dem schon erwähnten Hintergrundinfos auch immer wieder ein paar lustige Zusatzinfos auftauchen – und Gwenpool! – ist auch für Unterhaltung gesorgt.

Mein absolutes Highlight am Buch sind allerdings die unglaublich großartigen Illustrationen von Alice X. Zhang – die ich zuvor vor allem von ihren Doctor Who Comic Covern kannte. Zu allen Charakteren gibt es zumindest eine kleine Illustration, zu den längeren Texten zusätzlich noch wundervolle Portraitzeichnungen. Was ich, neben dem Artwork an sich, dabei ziemlich cool gemacht fand, war dass die Farben der einzelnen Designelemente in den Texten an die Farben der Portraits angepasst sind – dadurch fügen sich Texte und Bilder umso besser zusammen.

Alles in allem ist Lorraine Cinks „Marvel: Powers of a Girl“ ein ziemlich cooles Buch. Ja, es hat so seine Schwächen, aber es ist trotzdem ein herrliches Gimmick für alle Marvel Fans, das sich trotz des teils etwas gezwungen jugendlichem Plauderton gut lesen lässt. Dazu kommen die tollen Illustrationen von Alice X. Zhang, die die Texte hervorragend ergänzen und einem all die großartigen Heldinnen noch näher bringen. Und daher trotz einiger Probleme eine dicke Empfehlung an alle, die Super*heldinnen mögen!

Marvel-Vorwissen ist dabei übrigens nicht unbedingt notwendig. Klar, das Marvel-Universum ist riesig und in den Texten gibt es sicherlich einige Lücken, die einen ohne Vorwissen verwirren könnten, aber ich denke, das Buch eignet sich auch verdammt gut als Einstieg in die Comics – einfach mal schauen, welche Damen einen besonders begeistern und dann die entsprechenden Comics lesen!


Für Fans von…

  • Marvel Comics
  • Superheldinnen
  • Fiktionalen Biographien und großartigen Illustrationen

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