So, endlich! Manchmal brauche ich sooo ewig, um tatsächlich eine Rezension zu schreiben und je besser mir das Buch gefallen hat, desto länger dauert es meist. So war das auch bei diesem Roman, Becky Chambers „A Closed and Common Orbit“, dem Companion Roman zu „The Long Way to a Small, Angry Planet“, dessen deutsche Übersetzung „Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten“ ich hier ja schon vor einer Weile rezensiert habe.
Nachdem mich der erste Teil so begeistert hat, war ich hocherfreut, als ich gesehen habe, dass es zwar keine direkte Fortsetzung, dafür aber eben eine Companion Novel gibt. Dieser zweite Roman ist also, genau wie der erste auch, in sich abgeschlossen und kann alleine gelesen werden, spielt aber im gleichen Universum wie „Der lange Weg“ und hat als Protagonistin auch eine Figur, die aus diesem bereits bekannt ist: Die künstliche Intelligent Lovelace.
Lovelace had been in a body for twenty-eight minutes, and it still felt every bit as wrong as it had the second she woke up inside it.
A Closed and Common Orbit von Becky Chambers
Nachdem Lovey, die ursprüngliche Installation der AI Lovelace in „Der lange Weg“ ja ihre Speicherstände verloren hat, muss die neue Lovelace das Raumschiff Wayfarer verlassen – und tut das in einem niegelnagelneuen und ziemlich illegalen Körper. An ihrer Seite ist Pepper, die Mechanikerin, die aus dem ersten Teil als Freundin der Schiffsmechaniker Kizzy und Jenks bekannt ist. Gemeinsam mit ihrer Hilfe und der ihres Partners Blue muss Lovelace sich nun in ihrem neuen Leben zurecht finden. Der Roman erzählt allerdings nicht nur von Lovelaces Problemen mit ihrem neuem Leben zurecht zu kommen, auch Peppers Geschichte wird erzählt – in Rückblenden, immer abwechselnd mit den Kapiteln über Lovelaces Leben in der Gegenwart.
Denn auch Pepper hat eine ausgesprochen interessante Geschichte hinter sich. Und so lernt man als Leser zum einen wie aus Lovelace der Raumschiff-AI langsam aber sicher Sidra, empfindsame AI im menschlichen Bodykit, wird und wie aus dem Arbeiterklon Jane 23 im Laufe der Jahre die weltgewandte Mechanikerin Pepper wurde. Gegenwart und Vergangenheit passen hier super zusammen, die Geschichte von Jane 23 erklärt warum Pepper Jahre später so viel Energie investiert und soviel riskiert, um Lovelace dabei zu helfen Sidra zu werden. Die beiden Handlungsstränge ergänzen sich hervorragend und stellen beide die gleichen Fragen: Was macht uns zu dem, was wir sind? Was macht uns menschlich? Was macht eine Familie aus und was sind wir bereits für unsere Familie zu tun? Was macht ein Leben lebenswert und wie finden wir den Sinn in unserem Leben? Ist ein fremdbestimmtes Leben lebenswert und was bedeutet Freiheit?
Sometimes, she wanted to know where she came from, but she knew better than to ask.
A Closed and Common Orbit von Becky Chambers
Alles in allem konnte mich Becky Chambers mit „A Closed and Common Orbit“ genau so überzeugen wie mit „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“, wenn auch auf ganz andere Art. Der erste Roman war zwar schon sehr gut geschrieben, vielschichtig und tiefgründig, war er doch vor allem auch einfach großartig unterhaltsam, humorvoll und hat gute Laune gemacht. Die Companion Novel hingegen ist kein Gute-Laune-Buch. Sie ist tiefgründiger und, soweit sich das vergleichen lässt, auch nochmal eine Spur besser geschrieben. Im Grunde sind die beiden Romane aber einfach sehr unterschiedlich, inhaltlich, atmosphärisch und auch technisch – großartig sind sie beide, jeder auf seine Art und dieser hier ist meiner Meinung nach halt noch einen Tick besser.
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